Ich bin am 1. August von einer „kleinen Rundreise“ zurückgekehrt. Fragt nicht, warum ich in der schwülwarmen Regenzeit dorthin fahre. Es hat sich so ergeben. Ein Grund ist jedoch, dass ich die Reisterrassen im Nordwesten des Landes in Farbe erleben wollte.
Die Veranstalter bieten ihre Rundreisen jedoch eher zwischen November und Mai an. In höheren Lagen wird der Reis jedoch nur einmal Ende September/Anfang Oktober geerntet. Also musste ich (wie so oft) eine passable Gruppentour finden und meine Ambitionen für die Reisterrassen individuell dazu bauen.
Gesagt getan! Ich flog nach Hanoi, übernachtete dort und am nächsten Morgen ging es per Schalfbus nach Mu Cang Chai.
Am Folgetag lies ich mich als Sozius von einem Ortsansässigen durch die Gegend chauffieren. Die Reise begann so, wie ich es mir gewünscht hatte. Es gab zwar keine Sonne, aber es regnete auch nicht. Am nächsten Tag ging ich zu Fuss los. Ab und zu begegnete ich ein paar ortansässigen Hmong. Alles wirkte unheimlich üppig auf mich. Das hatte ich bereits auf der 8-stündigen Busfahrt von Hanoi nach Mu Cang Chai festgestellt. Als ich dann als weit und breit einzige Langnase an den Bauernhäusern vorbeimarschierte, die Kinder mir zuwinkten und die Leute sich verwundert umsahen, hatte das Ganze etwas Surreales. Ich konnte mit niemanden außer dem Rezeptionisten aus der Lodge reden. Er war der einzige, der englisch sprach. Das fühlte sich im Nachhinein seltsam an. Ich nahm den Nachtbus zurück nach Hanoi. Als ich an der Landstraße zustieg, merkte ich, dass es ein Fehler war. Der Bus war voll, selbst in den Gängen lagen Leute. Ich hocke zunächst auf einer Pritsche neben dem Fahrer und dachte noch, das wird eine anstrengende Nacht. Nach 20 min hielten wir im nächsten Ort. Der Busbegleiter (er kümmert sich um das Verstauen des Gepäcks, kassiert das Geld usw…) wies mir dann eine Schlafliege zu. Die teilte ich dann mit meinem Fotorucksack. Irgendwie sind wir jedenfalls nach 2 Tagen im üppigen Grün früh um 5:00 in Hanoi eingerollt.
Zurück in Hanoi traf ich meine Reisegruppe für die nächsten 22 Tage. Die Rundreise wurde von World Insight https://www.world-insight.de/erlebnisreisen/vietnam-und-kambodscha-ueberland/ durchgeführt.
Wir stürzten uns ins Altstadtleben. Die vielen Mopeds fahren meistens mit einem knatternden Verbrenner. Im Übrigen kam mir das ganze Land im Nachhinein laut vor, die Mopeds, das ewige Gehupe, die brummenden Klimaanlagen. Spannend war der Zug mitten in Hanoi. Er fuhr relativ schnell, vielleicht 20 km/h. Ob die Bahnschienen oder die Häuser zuerst dort waren, kann ich nicht sagen. Es hat jedenfalls Spaß gemacht, dort entspannt zu sitzen, ein paar Hanoi-Biere zu trinken und auf die Züge zu warten.
Am nächsten Tag ging es auf’s Land, Ninh Binh in der Trockenen Halongbucht, bekannt für seine Karstfelsen. Am nächsten Morgen ging es schon weiter. Ein Highlight stand an – die Halongbucht. Anfangs war es eher trübe, aber nach 2-3 Stunden riss es auf. Es war mein Geburtstag. Danke noch einmal an all jene, die mich in der Ferne mit Glückwünschen bedacht hatten. Tags darauf schipperten wir zurück. Dann ging es mit dem Bus wieder nach Hanoi.
Am Abend stiegen wir in den Nachtzug nach Hue. Dort besichtigten wir in der Mittagshitze die Zitadelle. Das Domizil der letzten Könige Vietnams. Anschließend machten wir noch einen Abstecher zum Grabmal von Minh Mang. Am Folgetag ging es weiter nach Süden Richtung Wolkenpass.
Kurz davor gab es einen Zwischenstop an der Lap An Lagune. Hinter dem Wolkenpass liegt Da Nang, eine moderne Stadt mit Drachenbrücke und einem tollem Cham-Museum.
Nach einem Stopp an den Marmorbergen erreichten wir Hoi An. Unser Hotel lag direkt gegenüber der Altstadt am Fluss. Hoi An wird im Reiseführer als beschauliches altes Städtchen beschrieben. Unesco Welterbe, allerdings damit auch ziemlich voll. Eine gute Gelegenheit einfach mal die Leute auf der Straße zu fotografieren. Von Hoi An ist es nicht weit nach My Son, ebenfalls eine Welterbestätte. My Son sind die Reste des religiosen Zentrums der Cham, die bis ins 14 Jh in dieser Gegend lebten, bevor sie von den Vietnamesen verdrängt wurden. Die schönsten und größten Bauten fielen jedoch den US-Bomben im Vietnamkrieg zum Opfer. Die noch verbliebenen Bauten sind immer noch recht imposant.
Von Hoi An aus ging es wieder mit dem Zug über Nacht nach Süden. Ziel Mui Ne. Im Gegensatz zur ersten Zugfahrt Hanoi-Hue war dieser Zug deutlich schmuddeliger. Was sich während der Bahnfahrt schon andeutete, setzte sich zum Mittag im Restaurant fort und endete im Hotel, mieser Service, kaputte Liegen und Müll am Strand. Das Problem Abfall nahmen wir bis dahin nur am Rande wahr. In Mui Ne trat es voll hervor. Es gibt ein Abfallproblem, besonders in Mui Ne. Ein Aufenthalt in Mui Ne lohnt sich trotzdem, die roten Dünen versprechen Wüstenfeeling, der Fairy Stream bizarre Formen. Im Fischerdorf hatten wir ein wunderbares Abendessen. Ich habe selten bessere Meeresfrüchte genossen.
Wir fuhren weiter, über Ho-Chin-Minh-Stadt(Saigon) ins Mekong Delta.
In Ho-Chin-Minh-Stadt(Saigon) erwartete uns zunächst ein Schock: Im Kriegsmuseum zeigten sich noch einmal die Gräueltaten des Vietnamkrieges. Keine leichte Kost, aber notwendig, um das Land zu begreifen.
Im Mekong-Delta standen Bootsfahrten und Fahrradtouren auf dem Programm. Ich dachte bis dahin, das Mekongdelta ist einfach nur beschaulich und Natur pur. Dass Can Tho über 1 Mio Einwohner hat, durfte ich dann auch erfahren.
Zurück in Ho-Chin-Minh-Stadt hatte ich mir das Skydeck vorgenommen. Ich wurde mit Blitzen am Horizont belohnt.
Ein lehrreicher Abstecher nach Cu Chi beendete unseren Vietnamaufenthalt.
Nach einer turbultener Einreise nach Kambodscha empfand ich dieses Land deutlich ruhiger als das quirlige Vietnam. Hier fuhren weniger Mopeds, alles erschien langsamer und bedachter. Was sicherlich damit zusammenhing, dass wir quasi durch die Hintertür eingereist waren und zuerst das Dorfleben an einem Nebenfluss des Mekong kennenlernen durften.
Doch dann ging es auf zu den alten Tempeln: Wat Nokor, Prasat Pram, Koh Ker. Der Höhepunkt war natürlich Siem Reap mit dem Besuch von Bayon, Angkor Wat und Ta Prom. Bei über 30°C und hoher Luftfeuchtigkeit lief bereits morgens um 8:00 Uhr der Schweiß über den Rücken. Spannend war es trotzdem. Ein Abstecher nach Preah Koh musste daher sein. Dank Tuk-Tuk und 20$ kein Problem.
Auf der Fahrt nach Phom Penh hatten wir dann das Vergnügen frittierte Spinnen, Heuschrecken und andere Tierchen zu kosten.
In Phom Penh standen Besichtigungen des Königspalastes und der Wat Phnom Pagode auf dem Programm. In der jüngeren Geschichte von Kambodscha kommt man um die grausame Khmer-Zeit nicht herum. Einige von uns machten sich daher auf zu den Killing Fields. Die Bilder muss man nicht kommentieren. Zurück in der Stadt musste ich mich nach diesen Eindrücken erstmal sammeln. Nach einem längeren Stadtspaziergang ließ ich den Urlaub auf der Dachterrasse des Sun&Moon Hotels ausklingen…
Vietnam Kambodscha über Land.
Bilder der Tour sind hier zu sehen: https://photos.app.goo.gl/rb5coiifSudRmc5T8